Ein Entwicklungspädagogisch - psychodynamisches Kooperationsprojekt
Das Konzept des " Therapeutischen Gefährten " wurde von Anni Bergmann in New York für Kinder, die aus sehr schwierigen Milieus kommen, entwickelt. Der " Therapeutische Gefährte " steht am Schnittpunkt pädagogischer, schulisch-kognitiver und psychotherapeutischer Betreuung, wobei ihm eine Mittlerfunktion zwischen diesen drei Bereichen zukommt. Der " Therapeutische Gefährte " ist ein erwachsener Freund des Kindes, er repräsentiert eine stabile Objektbeziehung, die mehr Realitätsbezug herstellen kann, als Eltern, Lehrer und Psychotherapeuten.
Der " Therapeutische Gefährte " fungiert als hilfreiche Beziehungsperson und bietet verlässliche, freundliche und beschützende Beziehungserfahrungen. Der Gefährte bringt und holt z.B. das Kind von der Schule ab, er begleitet das Kind vielleicht zu seinen psychotherapeutischen Sitzungen und er wird dem Kind auch in anderen Situationen zur Verfügung stehen, in denen normalerweise verlässliche Eltern vorhanden sind, ob dies nun spielen, lernen, einkaufen, Freizeitgestaltung oder Arztbesuche etc. sind.
Der " Therapeutische Gefährte " ist kein Psychotherapeut, seine Funktion erfüllt er nicht mit Hilfe psychotherapeutischer Techniken, er soll vielmehr dafür sorgen, dass die therapeutische Beziehung des Kindes zum Psychotherapeuten realisiert und geschützt wird.
Er ist auch kein Pädagoge im engeren Sinn, auch wenn er versucht dem Kind dabei zu helfen, seine schulischen Aufgaben besser wahrzunehmen.
Diese korrigierende und haltgebende Beziehungserfahrung hat besonders für jene Kinder eine besondere Bedeutung, die durch ihre familiären Lebensumstände in ihrer Entwicklung kaum stützende Begleitung erfahren haben.
Für die Behandlung schwersttraumatisierter Kinder, die in Milieus leben, die nicht in genügenden Ausmaß Sicherheit bieten können, ergab sich von Seiten der Institute für Erziehungshilfe ( Child Guidance Clinic ) immer wieder die Notwendigkeit einer zusätzlichen Betreuung im Alltag dieser Kinder, parallel zur regelmäßig stattfindenden tiefenpsychologischen Psychotherapie. Die tiefenpsychologische Behandlung ist zwar langfristig konzipiert, reicht aber alleine nicht aus, kognitive Defizite im Wahrnehmungsbereich im weitesten Sinne auszugleichen. Bereits das Einhalten einer regelmäßige Stundenfrequenz ist durch die schwierige familiäre Situation der Kinder oft in Frage gestellt. Das pädagogische Angebot der Schulen, in der diese Kinder eingeschult sind, deckt ebenfalls nur in einem geringen Ausmaß den Bedarf dessen, was Kinder aus einem derart gestörten Umfeld und aus teilweise sehr problematischen Familien dringend benötigen. So können die verschiedenen realen Aufgaben, die diese Kinder zu bewältigen haben, ebenfalls nur unzureichend durch die LehrerInnen unterstützt werden.
Die Funktion des " Therapeutischen Gefährten " ist also in diesem Zwischenbereich zwischen dem familiären Alltag, der schulischen Realität und der inneren psychischen Welt eines Kindes anzusiedeln.
Dieses Pilotprojekt lässt sich als ein psychodynamisch orientiertes, entwicklungs-pädagogisches Modell skizzieren, welches in Kooperation zwischen dem Institut für Erziehungshilfe (Child Guidance Clinic), der Arbeitsgruppe " Heilpädagogik, integrative Pädagogik und psychoanalytische Pädagogik " des Institutes für Erziehungswissenschaften der Universität Wien seit Beginn 2002 realisiert, und bis heute in dieser Form erfolgreich durchgeführt wurde.
Lions Club Wien Hofburg unterstützte dieses Projekt.